7.Oktober –
„Für das Leben, gegen den Tod“

Gedenkveranstaltung des Feminism Unlimited Bündnis

Beginn: 18:00 Mariannenplatz vor dem Bethanien (Kreuzberg)


Ein Jahr nach dem Massaker des 7.Oktobers möchten wir zu einer explizit antifaschistischen und feministischen Kundgebung laden, um unserer geteilten Trauer Raum zu geben –

Trauer über die seither verlorenen und entführten Leben, Trauer über antisemitische Entgrenzung, den Status Quo des Kriegszustandes, allgemein Trauer über die Zukunftsverfinsterung des letzten Jahres. Zugleich möchten wir zu diesem Anlass auch unserer solidarischen Hoffnung und antifaschistischen Lebensverteidigung Ausdruck verleihen, und damit eine grundsätzliche Antwort auf alle Ideologien der Lebensvernichtung formulieren.
Unsere Kundgebung wird an diesem Tag den Opfern des Massakers, ihren Angehörigen, und weiteren Opfern des islamistischen und nationalistischen Todeskults gewidmet sein.

Ein Schlachtruf der Hamas lautet: „Wie unsere Feinde das Leben lieben, so lieben wir den Tod“.
Vor knapp einem Jahr hat die Terrororganisation ihre Verachtung jüdischen und israelischen Lebens, in weiterer Konsequenz auch palästinensischen Lebens, auf beispiellose Weise real gemacht. Ihre Vernichtungslust gilt Israel, dem jüdischen Staat, und geht über die Leben von Individuen hinweg als seien sie Kies auf dem Weg zur Macht.
Das antisemitische Massaker der Terrorgruppe ging mit spezifischer misogyner sexualisierter Gewalt einher und stellt den schwerwiegendsten Angriff auf jüdisches Leben seit 1945 dar.

Mit dem bewusst grausamen Angriff auf Israel und der Verschleppung der Geiseln hat die Hamas unausweichlich einen israelischen Kriegsschlag herbeigeführt, das Leid der ihr unterstellten Zivilbevölkerung gezielt eingesetzt. Dennoch sind es aber gerade nicht die angegriffenen und verwundeten israelischen und jüdischen Gemeinschaften, sind es nicht die verbliebenen Palästinenser*innen, die trotz massiver Repression gegen die Diktatur der Hamas und für eine palästinensisch-israelische Aussöhnung eintreten, die sich in den folgenden Monaten auf die Solidarität der Weltgemeinschaft verlassen durften. Das Gegenteil ist der Fall: Antisemitischer Hass hat seit dem 07. Oktober global einen neuen Höchststand erreicht. Palästinensische und muslimische Stimmen, die sich gegen den islamistischen Tenor aussprechen, werden bekämpft und mit Drohungen bedacht. Das Gedenken an die Shoah scheint entleert und innerhalb der Linken nahezu aufgekündigt. Die Realität eliminatorischen Antisemitismus wird heute eher geleugnet als anerkannt.

Für was in all dem kein Platz bleibt, ist Trauer.
Erst recht nicht für kollektive Formen des Trauerns. Dabei brauchen wir gerade in Zeiten der akkumulierenden Krisen geteilte Sphären der Emotionalität, die nicht unter Beschuss stehen. Solidarische Zusammenkünfte, die kollektiv Angegriffenen und Bedrohten nicht jede Art menschlicher Regung und Reaktion verweigern, sondern sie unterstützen. Auch wir als antifaschistische Linke bedürfen solidarischer Räume und Gelegenheiten, in denen Verletzlichkeit willkommen ist und Schmerz- und Verlusterfahrungen betrauert werden können. Ohne solch eine kollektive Trauerarbeit schwindet auch das lebensbejahende Reservoir, aus der sich Kraft und Hoffnung für unsere notwendigen Kämpfe schöpfen lassen. Und notwendig bleibt es, gegen politische und zeitgeistliche Widrigkeiten, gegen Antisemitismus wie alle anderen Menschenfeindlichkeiten einzustehen. Immer notwendiger wird es, islamistischen wie faschistischen Kräften den Kampf anzusagen, ihren Vormarsch zurückzudrängen.

Als Antifaschist*innen und Feminist*innen möchten wir am Abend des 7.Oktobers jeder Ideologie der Lebensfeindlichkeit einen Moment der Solidarität mit Juden*Jüdinnen, mit islamistisch und faschistisch Verfolgten entgegenstellen. Wir wollen für eine befreite Gesellschaft der Zukunft einstehen – eine Gesellschaft, in der wir ohne Angst so verschieden sein dürfen, dass wir gleiche werden können – und die Zuversicht stärken, dass solch eine Gesellschaft gegen die Grausamkeiten der herrschenden Verhältnisse möglich ist. Wir wollen also an diese eine Gewissheit der Antifaschist*innen erinnern:
„Für das Leben, gegen den Tod.“

Liebe Grüße,
Feminism Unlimited Bündnis


*Wir grenzen uns explizit von Akteurinnen ab, die ein solches Gedenken nutzen, um Rassismus und reaktionäre Ideologien zu legitimieren oder diesen Raum zu geben.

Als Antifaschist*innen ist es uns außerdem wichtig zu betonen, dass Antisemitismus kein Alleinstellungsmerkmal von Islamist*innen ist, sondern Islamismus und deutscher Antisemitismus historisch und ideologisch eng miteinander verwoben sind.